Ein postapokalyptischer
Spaziergang
von Thomas Köck & Tomas Schweigen
URAUFFÜHRUNGRegie: Tomas Schweigen
Premiere am 8. April 2016 / 18:30 bzw. 21:00 Uhr
Zusatzvorstellungen am 6. und 7. Mai 2016 / 19:00 bzw. 21:00
Uhr
Treffpunkt Schauspielhaus
Aufführungsdauer: 75 Minuten, keine PauseDie Wiener Unterwelt
begann schon Ende des 19. Jahrhunderts eine Weltkarriere. Schon immer fast mythisch aufgeladen, wurde das ausgeklügelte Kanalsystem
schnell zum Rückzugsraum derer, die nicht mit dem Tempo der Industriegesellschaft mithalten konnten. Die Ausgeschlossenen
zogen sich in den Untergrund zurück und wühlten dort in Abfällen und Abwässern: Der Strotter war geboren!
In Krisenzeiten
musste alles von Nutzen sein, Rückstände von Fett im Abwasser wurden zu Seife verarbeitet und von Zeit zu Zeit verirrten sich
Wertgegenstände, Münzen oder Schmuck in den unterirdischen Wasserstrom und ließen sich ebenfalls zu Geld machen. Der Strotter
sammelte alles, was ihm in die Finger kam und versuchte es nutzbar zu machen, um den Anschluss nicht gänzlich zu verlieren
an eine Gesellschaft, die nicht daran interessiert war, durch sozialen Aufstieg ihre geordnete Klassenstruktur zu gefährden.
Mehr als ein Jahrhundert später ist der Alt-Wiener-Begriff »Strotter« nicht mehr überall geläufig und doch gibt es
sie noch, die modernen Erniedrigten und Beleidigten, die am Rand der Gesellschaft leben. Weithin ist das Klima von der Angst
vor sozialem Abstieg geprägt.
Obwohl eine Vielzahl von Menschen mit großem Engagement versucht, die Situation der
Geflohenen zu verbessern, dürfte uns die Flüchtlingskrise als größte gesellschaftliche Herausforderung seit vielen Jahren
wohl noch eine Weile begleiten.
Gleichzeitig stellen Klimawandel und Naturkatastrophen unsere Art zu leben immer
nachdrücklicher in Frage. Über 40 Jahre, nachdem der »Club of Rome« sein alarmierendes Zukunftsbild gezeichnet hat, ist eine
wirksame Reduktion des CO2-Ausstoßes bestenfalls Zukunftsmusik, denn die westlichen Gesellschaften setzen immer noch weitgehend
ungebrochen auf das Konzept wirtschaftlichen Wachstums. Wird das Leben unter der Erde ein Konzept der Zukunft und der moderne
Strotter ein Mensch des 21. Jahrhunderts?
Thomas Köck, geboren 1986 in Steyr, studierte Philosophie und Literatur
in Wien und Berlin sowie seit 2012 Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Er gilt zurzeit als einer
der vielversprechendsten jungen Autoren Österreichs und war mit seinem jüngsten Stück »paradies fluten (verirrte sinfonie)«,
in dem er sich mit den Auswirkungen der Erderwärmung beschäftigt, zum renommierten Heidelberger Stückemarkt 2015 eingeladen.
Für sein erstes Stück »jenseits von fukuyama«, in dem er mit ungeheurem Sprachwitz das Ende des Endes der Geschichte ausruft,
wurde er 2013 mit dem ersten Osnabrücker Dramatikerpreis ausgezeichnet. Kurz darauf ließ er in seinem zweiten Werk »Isabelle
H.« eine Geflüchtete und einen traumatisierten Afghanistansoldaten aufeinander treffen. Das Stück wurde mit dem Else-Lasker-Schüler-
Preis ausgezeichnet und am Pfalztheater Kaiserslautern uraufgeführt. Im Frühjahr 2016 wird es am Wiener Volkstheater zu sehen
sein. In der aktuellen Spielzeit ist Thomas Köck Hausautor am Nationaltheater Mannheim.
Für die Stückentwicklung
»Strotter« arbeitet er erstmals mit dem Schauspielhaus Wien zusammen und entwickelt gemeinsam mit Tomas Schweigen ein 5D Hörspiel,
das in einer Science-Fiction-Vision einen dystopischen Blick in eine mögliche Zukunft Wiens wirft und seinen Zuschauern gänzlich
neue Perspektiven ermöglicht.
Das Ensemble verlässt seine angestammte Bühne in der Porzellangasse und bespielt den
Alsergrund. Was wäre nun, wenn in der nahe Zukunft die schwerwiegenden Krisenherde der Welt über unser beschauliches,
lebenswertes Wien hereinbrechen?
Aufgrund der geringen Anzahl von Plätzen, müssen reservierte Tickets
bis jeweils einen Tag vor der Vorstellung an der Tages-/Abendkassa abgeholt bzw. telefonisch (via Kreditkarte) bezahlt werden!
Wir empfehlen der Witterung entsprechende Kleidung und Schuhwerk. Zudem weisen wir darauf hin, dass die Teilnahme
auf eigene Gefahr erfolgt. Eine Haftung seitens des Schauspielhauses besteht nicht. Bitte Regenschutz nicht vergessen!
Die Vorstellung findet bei jedem Wetter statt.