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Produktionen

Città del Vaticano

von Falk Richter & Nir de Volff
URAUFFÜHRUNG
Regie: Falk Richter
Choreographie: Nir de Volff

Premiere am 20. Mai 2016 Schauspielhaus Wien
1. Gastspiel am 16. und 17. Juni 2016 im Maxim Gorki Theater, Berlin
2. Gastspiel am 8. und 9. Juli 2016 im Teatro Nacional D. Maria II, Lissabon
Wiederaufnahme: 2. - 12. November 2016 Schauspielhaus Wien
3. Gastspiel am 4. und 5. Februar 2017 im Thalia Gaußstraße, Hamburg

In deutscher und englischer Sprache

Aufführungsdauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause

Eine Produktion des Schauspielhauses Wien in Koproduktion mit den Wiener Festwochen.

Wie prägen Religion und Kirche unsere Art zu leben? Inwieweit haben wir uns in unseren Vorstellungen von Gesellschaft, Familie und Beziehungen von den seitens des Vatikans über Jahrhunderte tradierten Werten emanzipiert? Wollen wir das überhaupt? Wie könnte 2016 eine Familie aussehen? Wie können Begriffe wie Herkunft, Heimat oder Zuhause in einer globalisierten Welt neu belebt werden? Welche Beziehungen machen uns aus? Wie soll ein Mann, eine Frau heute sein?

Im Rahmen von »Città del Vaticano« beginnt eine Gruppe aus Ensemblemitgliedern des Schauspielhauses und jungen Performer*innen, die Autor und Regisseur Falk Richter und Choreograph Nir de Volff bei zwei intensiven Workshopphasen im Rahmen der Biennale di Venezia kennenlernten, eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen von Zugehörigkeit, Identität und kulturellem Erbe.

Das Ensemble repräsentiert eine junge Generation Europas, die ihre eigene Verwurzelung in einer vom Christentum geprägten Tradition hinterfragt. Dabei erzählen sie ganz persönlich von sich, ihrem Leben, ihren Geschichten, berichten von ihren Erfahrungen: Wie sah die Ehe meiner Eltern aus, welche Vorstellung von Beziehung haben meine Eltern mir vermittelt, welche Beziehungen lebe ich heute selbst. Wie spielen meine unterschiedlichen kulturellen Hintergründe hinein in mein tägliches Leben, was bedeutet Religion für mich, was Europa, ist es eine identitätstiftende Größe, wie definiere ich eigentlich mein Zuhause? Was für ein Mann, was für eine Frau bin ich und in wie weit kollidiert meine Art Frau, meine Art Mann zu sein mit den gängigen Vorstellungen, die in unserer Gesellschaft kursieren und nach wie vor maßgeblich von der Kirche beeinflusst sind.

Text und Tanz treffen sich. Welche Geschichten sind eingeschrieben in die individuellen Körper der Darsteller: Was erzählt der Körper vom gelebten Leben? Wie hat sich ein männlicher, wie hat sich ein weiblicher Körper im öffentlichen und privaten Raum zu bewegen?

Der Choregraph Nir de Volff nimmt die individuelle Körperlichkeit der Darsteller zum Ausgangspunkt für sehr persönliche Bewegungschoreographien, durch die uns jeder der Menschen auf der Bühne nahe rückt und seine ganz persönliche Geschichte, sein ganz persönliches Drama erfahrbar wird.

Falk Richter gilt als einer der wichtigsten Autoren und Regisseure seiner Generation. Langjährige Arbeitsbeziehungen als Autor und Regisseur verbanden ihn mit dem Schauspielhaus Zürich, der Schaubühne Berlin, dem Düsseldorfer Schauspielhaus und jüngst dem Maxim Gorki Theater Berlin, wo seine Stücke zumeist in seiner Regie zur Uraufführung kommen. Seine Arbeiten kreisen um die Auswirkungen einer neoliberalen Ökonomie auf die Lebensweise unserer westlichen Gesellschaften und verfolgen dieses Spannungsfeld bis in die intimsten Verästelungen unserer (Liebes-)beziehungen. In seinen jüngsten Werken stand die Beschäftigung mit persönlicher und nationaler Identität sowie sozialer Diversität im Zentrum.

Regelmäßig sucht er in gemeinsamen Arbeiten mit Choreograph* innen wie Anouk van Dijk und Nir de Volff nach einer Verbindung von Schauspiel, Tanz und Musik. Seit 2013 arbeitet er gemeinsam mit Nir de Volff. Der israelische Choreograph war über Jahre Teil von Constanza Macras’ Gruppe »Dorky Park« und gründete 2007 seine eigene Compagnie »TOTAL BRUTAL«, mit deren Produktionen er seither weltweit tourt. Im Team mit Falk Richter arbeitete er bei den Produktionen »Never Forever« an der Berliner Schaubühne (2014) und »Small Town Boy« am Maxim Gorki Theater (2014).

Das Arbeiten an der Grenze von Genres und die Untersuchung von Wechselbeziehungen zwischen den künstlerischen Disziplinen zeichnet die gemeinsame Arbeit von Falk Richter und Nir de Volff ebenso aus, wie die intensive Beschäftigung mit den Biographien ihrer Darsteller, die gleichermaßen Eingang in die Produktionen finden wie gedankliche Impulse aus Soziologie und Philosophie.

Für »Città del Vaticano« kreieren sie eine experimentelle Arbeitsweise, die auf Improvisationen aufbaut und stetig »Work in Progress« bleibt. Sie fokussiert auf die Persönlichkeiten, Geschichten und Sehnsüchte der Darsteller und ihr Nachdenken über Religion, Kultur und Identität.

Pressestimmen

„Am Ende ist der Applaus für Regie, Choreografie und - allen voran - das Ensemble gewaltig: Die Authentizität scheint das ganze Publikum berührt zu haben - also nicht nur die jüngeren Leute, die sich mit dem Gezeigten bis zu einem gewissen Grad identifizieren können. Dass einige wenige Zuschauer die Vorstellung demonstrativ vorzeitig verlassen, der eine oder andere auch am Ende reglos den Schlussapplaus verweigert, erscheint als Bestätigung für die kompromisslose Arbeit des Ensembles. Der einzige Buhruf des Abends (er galt Richter) wird von tosendem Applaus übertönt. Die Lebenswirklichkeit einer jungen Generation eckt an, aber bei Richter ist sie eben genau das: eine Wirklichkeit.“ ORF.at

„Doch Falk Richter will mit seinem "Città del Vaticano" mehr als nur die Begegnung mit den angerissenen Biographien seiner Performer, die da als Darsteller ihrer selbst agieren. Und so mündet das konkret Biographische immer wieder auch in Szenen, in denen sich die heutigen Ängste in Europa formulieren: Die Welt ist so unübersichtlich geworden, das halt ich einfach nicht mehr aus. Ich will die Kontrolle über mich und mein Leben zurück und ich will mich nur noch mit Dingen beschäftigen, die ich wirklich verstehe. Und ich will keine Verantwortung übernehmen müssen für Dinge, die ich nicht verstehe.“ Deutschlandfunk

„Steffen Link (…) ist so wie Vassilissa Reznikoff Ensemblemitglied des Schauspielhauses. Beide machen eine gute Figur. Die übrigen fünf Performer und Performerinnen wurden in Venedig aus einer Reihe internationaler Bewerber ausgewählt: Telmo Branco, Gabriel da Costa, Johannes Frick und Christian Wagner imponieren in Wien vor allem durch ihre exzellenten Tanzeinlagen, vereinzelt auch in ihren (auf Deutsch, Englisch, Französisch vorgetragenen) Bekenntnissen.“ Die Presse

„Man erliegt letztlich der Direktheit, dem Charme und dem Spielwitz des jungen Ensembles, das seinen Ausdruck gerade auch in der expressiven Choreographie von Nir de Volff findet.“ SWR

„Mit (..) Christian Wagner übrigens ist ein nachgerade geiler Performer am Schauspielhaus aufgetaucht (er war schon in der Installation Cellar Door zu sehen).“ nachtkritik.de

„Zum Ende des Thalia-Festivals "Lessingtage" liefert Falk Richter mit seinem Gastspiel vom Schauspielhaus Wien einen sehnlich ­erwarteten Höhepunkt.“ Hamburger Abendblatt

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