Produktionen
Nach dem Roman von Édouard
Louis
In einer Bühnenfassung von Tomas Schweigen & Tobias Schuster
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNGRegie Tomas Schweigen
NOMINIERT FÜR DEN NESTROY-PREIS 2020!
Premiere am 13. November 2019Aufgrund des Veranstaltungsverbots der Bundesregierung müssen alle Vorstellungen ab 3.
November 2020 bis voraussichtlich 6. Jänner 2021 absagt werden. Das Geld für bereits gekaufte Theaterkarten wird automatisch
zurückgebucht.
Aufführungsdauer: ca. 100 Minuten, keine Pause
Weihnachten in Paris. Gegen vier
Uhr morgens lernt Édouard auf dem Rückweg von einem Abendessen den jungen Reda kennen. Spontan gehen sie zu Édouard nach Hause.
Sie unterhalten sich über die Kindheit und Reda erzählt, wie sein Vater aus Algerien nach Frankreich geflohen ist. Sie kommen
sich näher und haben Sex. Gegen sechs Uhr entdeckt Édouard sein Smartphone in Redas Tasche. Als er ihn darauf anspricht, kippt
die Situation. Reda bedroht Édouard mit einer Waffe und vergewaltigt ihn schließlich. Tief traumatisiert bleibt Édouard zurück.
Unfähig auf dieses Erlebnis zu reagieren, flieht er zu seiner Schwester und berichtet ihr davon...
Édouard Louis
erzählt eine hochkomplexe Geschichte über sexuelle Gewalt und kulturelle Identität. Er wählt dabei einen literarischen Kunstgriff,
der dem Roman seine spezifische Theatralität verleiht: Er schildert das Erlebnis über weite Strecken aus der Perspektive seiner
Schwester. Édouard belauscht, wie sie ihrem Mann schildert, was Édouard ihr soeben erzählt habe. Durch diese Perspektive wird
der Roman auch zum Porträt einer entfremdeten Familie, zweier Geschwister, die sich in ihren Identitäten und Biographien völlig
unterschiedlich entwickelt haben. Er untersucht Erfahrungen von Rassismus, von Homophobie.
Der 1992 geborene Autor
Édouard Louis gilt seit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Das Ende von Eddy" (2015) als eine der wichtigsten Nachwuchsstimmen
der europäischen Literatur. Mit "Im Herzen der Gewalt" kommt erstmals ein Roman von Édouard Louis auf eine österreichische
Theaterbühne.
Pressestimmen
„Die clevere Struktur des Romans, in der sich Erzählweisen
offensiv konkurrieren und kommentieren, setzt Regisseur Tomas Schweigen am Schauspielhaus Wien leichthändig um. (…) Dabei
wird es möglich, naturalistisch erspielte, drastische Momente (Gewaltszenen) bis zur Spitze zu treiben, sie im Handumdrehen
aber, wie bei Cuts am Filmset, auch wieder zu entlasten. Taktisch klüger kann man diesem Stück Literatur auf der Bühne kaum
begegnen.“ Der Standard
„Tomas Schweigen gelingt eine tolle Dramatisierung des
Romans von Edouard Louis. (…) Die Raffinesse der Aufführung besteht darin, dass sie dem Roman an Subtilität gleichkommt und
zudem noch spannender gestaltet ist. In 100 Minuten erschließt sich der Stoff auf der Bühne eindringlich, der Abend steigert
sich von Szene zu Szene. Hier ist nahezu alles gelungen. Starke Bilder, kongeniale Musik, jazzig, dräuend, dramatisch, fast
wie im Kino (Jacob Suske). Vor allem aber gibt es drei tolle Darsteller. Steffen Link ist ein Protagonist, der staunt und
leidet und doch fast nie übertreibt. Clara Liepsch brilliert als resolute Schwester. Sie versprüht enorme Präsenz. Josef Mohamed
wirkt als Réda sympathisch, bis er jäh die Wut zeigt. Alle drei sind äußerst firm, auch in Nebenrollen, harmonieren beim Sprechen
und in der Bewegung. Bis ins Detail scheint alles choreografiert.“ Die Presse
„Schauspielhaus-Intendant
Tomas Schweigen glückt in einem rotierenden Bühnenbild eine atmosphärisch dichte und erstaunlich realistische Umsetzung. Chapeau.“
Wiener Zeitung
„Tomas Schweigen, der Direktor des Wiener Schauspielhauses, hält
sich in seiner Dramatisierung an das raffinierte Konzept des Autors. (…) Und Schweigen gelingen großartige, an Quentin Tarantino
erinnernde Kniffe.“ Kurier
„Tomas Schweigen inszeniert den Roman mit Gespür für den richtigen
Rhythmus von Nähe und Distanz, als Drei-Personen-Stück von großer Intensität. (…) Die Umsetzung gelingt Schweigen und seinem
Ensemble vorbildlich." APA
„Auf der von Stephan Weber zu Beginn als Guckkasten
mit wechselnden Zimmereinsichten gestalteten Bühne sehen wir zunächst Clara Liepsch als Edouards Schwester, die ihrem (nicht
vorhandenen) Mann davon erzählt, was „Eddy“ passiert ist. (…) Schon im Buch wird nicht chronologisch berichtet, und die Inszenierung
bleibt dieser Vorgehensweise, wenn auch in eigener Ordnung treu. Das Publikum wird sodann Augenzeuge, wie „Reda“, den der
in Tirol geborene Josef Mohamed verkörpert, Eddy erst umschmeichelt, dann bedroht, vergewaltigt und schließlich um Verzeihung
bittet.“ FAZ
„Tomas Schweigens Inszenierung von Édouard Louis' Roman "Im Herzen der Gewalt"
am Schauspielhaus Wien erzählt die beklemmende Geschichte eines Mannes, der brutal vergewaltigt wurde und in weiterer Folge
zusehends die Kontrolle über seine Erinnerungen verliert. (…) Die Inszenierung von Tomas Schweigen entfaltet sich durch irreale
Komik statt brutaler Tiefe.“ Salzburger Nachrichten
„Oft lacht das Publikum: die
Komik, mit der Tomas Schweigen die Inszenierung versehen hat, rückt die Szenen in eine Absurdität und unterstreicht so gekonnt,
wie Wirklichkeit gesellschaftlich konstruiert ist. (…) Fazit: Eine gelungene Dramatisierung des Romans, die darum ringt, wer
Dir sagt wer Du bist und wer Du (nicht) sein kannst.“ Neue Wiener
„Zu dieser zwischenmenschlichen
Tragik mengt Schweigen gekonnt eine Art absurden Galgenhumor. Wenn sich Liepsch als Édouards erstversorgende Spitalsärztin
gar nicht mehr einkriegt vor Lachen über dessen eigentlichen Namen Bellegueule, zu Deutsch: hübsche Fresse, während dieser
verstört und verwirrt auf die Untersuchung seines Intimbereichs wartet. (…) Der Schwere der Aufgabe stemmt sich Schauspieler
Steffen Link mit seinem Lausbubencharme entgegen, und Regisseur Tomas Schweigen mit bemerkenswertem Mut zur grotesken Pointe.
(...) Kein einfaches Unterfangen, Édouard Louis‘ „Im Herzen der Gewalt“ auf die Bühne zu heben, doch Schweigen und sein Chefdramaturg
Tobias Schuster haben’s am Schauspielhaus Wien gewagt, und mit ihrer Spielfassung alles gewonnen.“ Mottingers
Meinung