do, 28.10., 20h >Karten
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markus keuschnigg (slash filmfestival wien, filmjournalist) präsentiert
seine liebsten ghost-movies – lecture
sfd& gespenster
– lesungen aus der zeitschrift der sfd
eleonora bögl, curd duca, eva pilipp, petra pribitzer, alexandra
wieser
4 kurzfilme von susann maria hempel (filmkünstlerin, greiz):
“wie ist die
welt so stille” (5 min); “der große gammel” (8 min); “die fliegen (the birds II)” (7:30 min),
“sieben mal am tag beklagen wir unser los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen” (18 min)
fr, 29.10., 20h >Karten kaufen
johannes ullmaier (literaturwissenschaftler, mainz) – einführungsreferat
barbi marković – (autorin, wien) – exklusiver auftragstext
sfd&
gespenster – lesungen aus der zeitschrift der sfd
gerald jatzek, markus köhle, linda f. lux
hendrik otremba (autor und musiker, berlin) – romanlesung: “kachelbads erbe”
makunouchi bento & silent strike (elektronische bela bartok-hauntologen, temeswar)
sa, 30.10., 20h >Karten kaufen
roger clarke (autor und geisterforscher, london) – a natural history of ghosts: 500
years of hunting for proof – zoom-gespräch mit dem autor;
lesung aus der deutschen übersetzung naturgeschichte
der gespenster. eine beweisaufnahme (hg. von judith schalansky) von dirk stermann
barbara zeman (autorin, wien) – lesung aus dem text „das mädchen“
sfd& gespenster – lesungen aus der zeitschrift der sfd
max pein, renate
schiansky, agnes schneidewind,
susanne weigersdorfer, jan zimmermann
voodoo jürgens (poet und musiker) mit seiner sfd-friedhofspoesie-klasse: manfred bruckner, jürgen heimlich, johanna niedermair, vera reumann, stephan ronay, susanne weigersdorfer – lesung / performance
ela orleans (musikerin und ghostpoet, london) – musikperformance
susann maria hempel (greiz) – die sinistre poesie eines dem verfall preisgegebenen theaters. beklemmende rituale verstörter menschen als verstaubte tableaux vivants. nicht zuletzt ein mechanisches ballett von zerfetzten puppen und anderen malträtierten objekten. mit grandiosen kurzfilmen wie der große gammel, wie ist die welt so stille oder sieben mal am tag beklagen wir unser los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen erweist sich die filmemacherin und hörspielautorin susann maria hempel als genialste vertreterin einer allerletzten ‘schwarzen romantik’, vor der selbst ein david lynch erschüttert zu boden ginge. eine verlorene schwester der brüder grimm, nach mehr als 200 jahren wieder aufgetaucht.
markus keuschnigg (wien) – egal ob degenierte fleischhauerfamilien einfältigen studentInnen den garaus macht oder besessene exorzisten kindern nicht nur den teufel, sondern auch gleich das leben austreiben, egal ob blutiges grand guignol-theater oder subtiles seelendrama der ich-auflösung: markus keuschniggs herz schlägt für gar viele formen des physischen und psychischen horror-films. als leiter des hochgelobten slash-filmfestivals hebt er seit jahren verschollene und neue schätze des abseitigen schock-kinos. wir freuen uns (mit vollen hosen) auf die präsentation der liebsten ghost-movies dieses wissenden aficionados.
johannes ullmaier (mainz) – grundsatzreferat
und lecture mit sehr analogen lehrmittelbehelfen.
unser mann für alles erkennt zwar die unmöglichkeit der aufgabe, nach
corona noch gespenster zu identifizieren, die nicht im nächstbesten mitmenschen lauern, dennoch wagt herr ullmaier eine systematik
des anwesenden abwesenden beziehungsweise abwesenden anwesenden im kulturgeschichtlichen wirrwarr des unheimlichen von homer
bis james wan.
barbi marković (wien) – während im alten jugoslawien einigkeit darüber herrschte, dass ‘der balkan’ existiert, stand man gleichzeitig unter dem druck, sich von jenem zerrbild des westens abzusetzen, das die historikerin maria todorova ‘balkanismus’ nennt. an dieser schnittstelle von westlichen klischeevorstellungen und ‘östlicher’ selbstzuschreibung siedelt barbi markovićs literatur, aus der – wie man so sagt – “die gespenster der vergangenheit immer wieder hervorkriechen”. zum glück sind immer auch ein paar komische dabei.
hendrik otremba (berlin) – als sänger der band messer ist hendrik otremba – so spiegel online – “experte darin, das gefühl von angst und orientierungslosigkeit zu kunst zu machen”. als autor seines romans kachelbads erbe gelingt ihm eine wunderbare umdrehung der geister-timeline: dank kryonik müssen wir uns nicht nur vor den wiederauferstandenen toten der vergangenheit fürchten, sondern auch vor den eingefrorenen leichen der zukunft. das gespenstischste, was wir in uns haben, ist das menschliche gehirn. im aufgetauten zustand.
makunouchi bento & silent strike (temesvar/rou) – dieses elektronische trio beschwört den geist bela bartoks aus der konserve und verweist so auf die spiritistische tradition der tonbandaufzeichnung bei seancen, mittels derer die stimmen der toten eingefangen werden sollten. bartok selbst wiederum bereiste mehrmals den banat mit einem fonografen, um die lokalen volksmusiken aufzuzeichnen und so den ‘geist der bauernmusik’ zu konservieren. ein herrlich verschrobenes, kulturgeschichtliches ping pong spiel mit dem spuk der musik-ethnologie im zeitalter seiner technischen reproduzierbarkeit.
roger clarke (london) – der autor von naturgeschichte der gespenster. eine beweisaufnahme wurde mit 14 zum jüngsten mitglied der society for psychical research – der gesellschaft für parapsychologische forschung – gewählt. ein gespenst hat er trotzdem - trotz jahrzehntelanger jägerei – nie zu gesicht bekommen. weit spannender sind aber eh die zahlreichen scharlatane, betrüger, séance-fanatiker, sowie redlichen und unredlichen geisterjäger, deren oft unglaubliche geschichten clarke in seinem buch versammelt. sein ursprüngliches forschungsgebiet aber verliert dieser geisterwissenschaftler dennoch nie aus den augen. auf die frage, ob es denn überhaupt gespenster gäbe, antwortet clarke überzeugend: “natürlich gibt es gespenster, man muss nur an sie glauben.”
barbara zeman (wien) – knarrende holzböden gehören zum standardrepertoire psychoakustischer gänsehautproduktion. in barbara zemans erzählung das mädchen knarzen die bretter im schwarzspanierhaus, in dem beethoven gerade im sterben liegt. dem letzten dienstmädchen des meisters kommt es vor, als besäße der boden eine gefräßige seele. die autorin: „ich hab sehr stark mit beethovens konversationsheften gearbeitet, die an ‘gespenstischkeit’ kaum zu überbieten sind“. eine spooky uraufführung.
voodoo jürgens (wien) – der dandy als strizzi oder umgekehrt? egal.
wer sich sein boheme-affines bühnen-ich dermaßen perfekt auf den dürren leib geschrieben hat wie der gebürtige tullner david
öllerer, dem steht jedes recht zu, sich in der großen tradition der wiener dialektpoesie zu verorten. und als sänger oft sehr
schwarzer lieder darf man sich voodoo jürgens auch als einen würdigen nachfahren des großen poeten h.c. artmanns denken. wer
also sonst sollte mit studentInnen der schule für dichtung über wiener friedhöfe ziehen, allein zum zwecke, dort hausende
gespenster in reime zu bannen?
die friedhofspoetInnen der klasse: manfred bruckner, jürgen heimlich,
johanna
niedermair, vera reumann, stephan ronay, susanne weigersdorfer
ela orleans (london) – jacques derridas hauntology-konzept von der wiederkehr des verdrängten in der politik zeitigte auch in der elektronischen musik spannende ergebnisse, etwa dubstep-nocturnes von burial, halluzinatorische soundscapes von the caretaker oder die psychedelisch verklärten sample-songs von broadcast. unschlagbar im unheimlichen wiedergängertum ist hingegen die in schottland lebende, gebürtige polin ela orleans mit ihren verhuschten reminiszenzen an frühe girlbands der popgeschichte. was einst euphorisch und unschuldig klang, klingt bei orleans schwermütig somnabul und besudelt von allen misogynen phil spectors der unterhaltungsindustrie. wenn gespenster weinen könnten ...
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